Was ist neu: Das Image. Und zwar geht es weg vom Graue-Maus-Profil. So gut wie skandalfrei brachte der FC Augsburg zehn Jahre Bundesliga hinter sich, dann kam im Sommer der Knall. Markus Weinzierl stand im Post-Match-Interview vor dem Sky-Mikro und verkündete live seinen Rücktritt. Leider tat er das nicht in Unterhemd Kippe schnippend hinterm Mini-Kohlegrill von seinem Balkon herunter, aber trotzdem war er gehörig auf Krawall aus. Stefan Reuter habe mit ihm nicht über eine etwaige Vertragsverlängerung gesprochen und „deswegen hat er es jetzt schriftlich“. Boom! Kurz zuvor war schon Präsident Klaus Hofmann zurückgetreten. Im letzten Jahr außerdem der superreiche US-Investor David Blitzer eingestiegen, sodass der FCA plötzlich einen wie Ricardo Pepi für 16 Millionen Euro verpflichten konnte. Ein bisschen shady business. Ein bisschen Hinterzimmerrauch. Verwundern würde es da wenig, wenn Diego Simeone im Winter in Augschburg aufschlägt, den farblosen Enrico Maaßen am Ohr vom Hof zieht, im Holster den vereinslosen Diego Costa dabei hat und Arne Maier mal ordentlich die Cojones abklemmt.
Was ist gleich geblieben (verdammt nochmal): Nichtsdestotrotz ist der FCA auch in diesem Jahr in jeder kicktipp-Runde zumindest zweiter Abstiegskandidat (nach Bochum). Doch aus dieser Position heraus, der designierte Bodensatz der Liga zu sein, geht die Mannschaft seit 2011 schon an den Start. Und schafft es Jahr für Jahr daraus ihr Potential zu schöpfen. Mit einem Personal, das aus der personifizierten Unerheblichkeit von André Hahn und Tobias Strobl besteht. Spieler aus der Abteilung Schadensregulierung M‑Z. Dazu ein Trainer, der sich einen Namen bei der SV Drochtersen/Assel und dem SV Rödinghausen gemacht hat. Es fügt sich Grau in Grau. So scheint es jedenfalls. Doch Obacht: Angesprochener Imagewechsel macht den FCA in diesem Jahr noch unberechenbarer als er ohnehin schon immer war.
Was fehlt: Jan Moravek. Würde man sich einen Spieler im Custom Card Creator bei Fifa erstellen, der den FC Augsburg verkörpert, dann wäre es Jan Moravek. Ausgestattet mit zwei funktionierenden Beinen kann er stehen, ab und zu auch laufen und hier und da mal einen Pass spielen. Sein Abgang wird ein Loch reißen. Außerdem: Alfred Finnbogason. Der Bundesliga-Rekordtorschütze der Augsburger verlässt den Klub nach sechs Jahren. Aber, aber: Mit Ricardo Pepi scharrt schon einer mit den Hufen, der nun endlich, nachdem er sich von seinem Trainer nicht mehr muss anpinkeln lassen, in die Rolle des Rekordtorjägers hineinwachsen will. It’s called Soccer!
Der FC Augsburg galt als skandalfreier Kuschelklub. Driften die Fuggerstädter nach den Rücktritten von Weinzierl und Hofmann ins Chaos?
Wenn dieser Klub ein Getränk wäre: Irgendwas, das auf ganz tückische Art und Weise scheppert. 43er mit Milch, zum Beispiel. Erscheint auf den ersten Blick harmlos, ist irgendwie sogar ziemlich süß, aber zieht dir hinterrücks die Schuhe aus. Der 43er entfaltet seine wahrhafte Wirkung in der Regel dann, wenn schon keiner mehr damit gerechnet hat.
Das 11FREUNDE-Orakel: Erfahren muss es abermals der leidgeprüfte BVB am 33. Spieltag. Da bekommt er es mit der vollen 43er-mit-Milch-Haftigkeit des FC Augsburg zu tun. André Hahn schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Per Kontertor stellt er auf 2:0, die Dortmunder Meisterträume platzen, weil der FC Bayern im Parallelspiel dank eines 0:0 gegen Leipzig vorbeizieht. Gleichzeitig schafft der FCA damit den Klassenerhalt und bringt mal wieder eine ganze kicktipp-Nation gegen sich auf. Der FCA steht am Ende an 14. Stelle! Auf ein weiteres Jahr Bundesliga! Hossa!
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